Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:
- Der Arbeitsmarkt zeigt sich im „Lockdown light” bisher bemerkenswert robust: Die Entwicklung der Stellenausschreibungen bleibt insgesamt stabil und neue Stellenangebote steigen im Vergleich zur Vorjahresentwicklung weiter an.
- Neue Verlierer sind die alten Verlierer: Jobs in Beauty & Wellness (-11 %), dem Sportbereich (-9 %) und der Gastronomie & Speisenzubereitung (-6 %) zeigen in den ersten beiden Wochen des „Lockdowns” die größten Verluste.
- Der „Lockdown light” macht die unterschiedliche Betroffenheit verstärkt sichtbar, da sich Jobs im Einzelhandel, der Lagerhaltung sowie der Gesundheits- und Krankenpflege seit dem Sommer erholen und trotz Lockdown weiterhin Zuwächse zeigen.
- Jobsuchende sind verunsichert und streben nach Jobsicherheit. Das zeigen vermehrte Suchen nach Jobs in Supermärkten, dem E-Commerce oder auch dem öffentlichen Dienst.
Der enorme Einbruch der Stellenausschreibungen im ersten Lockdown ist noch allgegenwärtig. Denn eine Erholung des Arbeitsmarktes ist zwar in den letzten Monaten zu beobachten, aber das Vorkrisenniveau ist noch nicht erreicht. Wie wirkt sich der zweite Lockdown bisher auf den Arbeitsmarkt aus? Die gute Nachricht: Trotz des aktuellen „Lockdowns light” zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin stabil. Allerdings darf diese allgemeine Stabilität nicht darüber hinwegtäuschen, dass der erneute Lockdown verstärkt sichtbar macht, wie unterschiedlich Branchen und Unternehmen von der Corona-Krise betroffen sind.
Dass der zweite Lockdown bisher nicht solche verheerenden Auswirkungen wie im Frühling auf den Arbeitsmarkt hat, ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass die Erholung langsam voranschreitet und nachhaltig zu sein scheint. Das bedeutet: Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen scheinen ihr Recruiting weiterhin eingeschränkt zu haben und mussten somit durch den zweiten Lockdown nicht erneut herunterfahren, sondern befinden sich quasi weiterhin auf Krisenniveau. Aber auch die bisher angekündigte zeitliche Begrenzung der Maßnahmen schafft mehr Sicherheit für Unternehmen. Nichtsdestotrotz zeigt sich die Verunsicherung auf dem Arbeitsmarkt gerade bei den Jobsuchenden, die durch ihre Erfahrungen im Frühling oder auch während des kompletten Jahres um ihren Job fürchten und sich nach sicheren Anstellungsmöglichkeiten umschauen.
Stabiler Arbeitsmarkt trotz „Lockdown light”
Der zweite Lockdown hat den Arbeitsmarkt nach den ersten beiden Wochen nicht in eine erneute Schockstarre versetzt. Im ersten Lockdown hatte die Entwicklung der Stellenausschreibungen Anfang Juni ihren Tiefpunkt von -26 % im Vorjahresvergleich erreicht. Aktuell zeigt sich die Entwicklung stabil, sodass die aktuellen Werte weiter in Richtung Erholung deuten. Möglicherweise hat der aktuelle Lockdown den Erholungstrend bei allen Stellenausschreibungen etwas abgeflacht, denn wir bewegen uns seit knapp 2 Wochen bei -18 % im Vergleich zur Vorjahresentwicklung.
Nicht in allen Bereichen läuft es rund
Die allgemeine Stabilität des Arbeitsmarktes gegenüber dem „Lockdown light” darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nicht in allen Bereichen gut läuft. Den größten Rückgang bei Stellenausschreibungen in den ersten beiden Lockdown-Wochen können wir für Jobs in Beauty & Wellness (-11 %), im Sportbereich (-9 %) und in der Gastronomie & Speisenzubereitung (-6 %) beobachten. Jobs in der Hotel- und Tourismusbranche haben in den letzten beiden Lockdown-Wochen um ebenfalls rund 6 % abgenommen. Alles Bereiche, die aktuell wieder direkt von den Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie betroffen sind, sich aber auch vom ersten Lockdown im Frühling noch nicht erholt haben. Stellenausschreibungen für Jobs in Beauty & Wellness liegen -43 % unterhalb der Vorjahresentwicklung, bei Jobs im Sportbereich sind es -44 %, in der Gastronomie & Speisenzubereitung -36 % und in der Hotel- und Tourismusbranche sind es -54 %. Negative Auswirkungen auf Stellenausschreibungen in diesen Bereichen haben sich bereits seit Mitte Oktober gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits immer mehr Gebiete in Deutschland zu Risikogebieten. Hier scheinen potenzielle Auswirkungen dieser Entwicklungen möglicherweise früh von den Arbeitgebern antizipiert worden zu sein, sodass sich der absteigende Trend nicht erst mit dem neuen Lockdown zeigt.
Während des aktuellen Lockdowns hält sich der Arbeitsmarkt deshalb so stabil, weil er sich kaum negativ auf solche Berufsgruppen auswirkt, die eine Vielzahl an Jobs stellen. Viele Jobs gibt es in Technik & Mechanik, im Einzelhandel, in der Gesundheits- und Krankenpflege, dem Vertrieb, in der Produktion & Fertigung, der Softwareentwicklung, Büro und Verwaltung sowie der Lagerhaltung. In all diesen Bereichen zeigt sich durch den erneuten Lockdown bisher kein nennenswerter negativer Einfluss auf die Entwicklung der Stellenausschreibungen. Im Einzelhandel haben die Stellenausschreibungen in den letzten beiden Wochen sogar um 1,3 % zugenommen, ebenso in der Lagerhaltung (+ 2,3 %) und der Gesundheits- und Krankenpflege (+0,8 %). Ob es sich dabei um einen positiven Lockdown-Effekt handelt oder ob sich der Erholungseffekt nur fortsetzt, ist etwas schwierig zu sagen. Diese Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in diesen Bereichen der Trend meist noch unter der Vorjahresentwicklung liegt. Zumindest der Bereich der Lagerhaltung dürfte vom aktuellen Onlineshopping-Verhalten der Verbraucher:innen profitieren – dieser Effekt könnte durch den Lockdown durchaus noch verstärkt werden. Diese Interpretation wird auch dadurch gestützt, dass die Entwicklung der Stellenausschreibungen bei Jobs für Fahrer:innen und Zusteller:innen im Vergleich zum Vorjahr seit Ende September stark angestiegen sind (von rund -30 % zu -3 % im Vergleich zur Vorjahresentwicklung). Hier dürfte auch das anstehende Weihnachtsgeschäft eine Rolle spielen.
Gutes Zeichen für die Erholung des Arbeitsmarktes: Zunahme von neuen Stellenausschreibungen
Trotz „Lockdown light“ stehen die Zeichen weiterhin auf Erholung des Arbeitsmarktes. Neue Stellenausschreibungen, die erst 7 Tage oder kürzer auf Indeed auffindbar sind, deuten ebenfalls darauf hin, dass keine erneute Schockstarre ansteht. Im Frühling lag der Tiefpunkt bei neuen Stellenausschreibungen Ende Mai 2020 bei -36 % im Vorjahresvergleich.
Tatsächlich liegt die Entwicklung der neuen Stellenausschreibungen sogar über dem Vorjahrestrend (+10 %). Daher besteht Hoffnung, dass Unternehmen sich durch die aktuellen Entwicklungen der Pandemie nicht in ihren Investitionen in neue Mitarbeiter:innen beeinflussen lassen.
Erneut verändertes Jobsuchverhalten aufgrund der Pandemie
Mit dem Anstieg der Neuinfektionen und dem Start der zweiten Welle suchen Jobinteressent:innen vermehrt nach Homeoffice-Jobs. Auch zeigt sich eine Abkehr von den stark von den Maßnahmen betroffenen Bereichen der Gastronomie. Gleichzeitig gewinnen die Bereiche, die sich im ersten Lockdown als Rettungsanker für viele Jobsuchende gezeigt haben, nämlich Supermarktketten und Zulieferdienste – aber auch der Bereich E-Commerce scheint attraktiv. Auch das konjunkturunabhängige Gesundheitswesen und der öffentliche Dienst gewinnen momentan an Interesse. Das Gesundheitswesen steht aufgrund der Corona-Pandemie aktuell vielfach im Fokus und zieht somit wohl auch die Aufmerksamkeit der Jobsuchenden auf sich. Der öffentliche Dienst steht für Jobsicherheit – und das ist in den aktuellen Zeiten natürlich für viele Jobinteressent:innen sehr attraktiv.
Was in den nächsten Wochen wichtig wird
Nach den ersten beiden Wochen „Lockdown light” zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil. Für eine Entwarnung ist es allerdings zu früh. Denn noch ist die zweite Welle nicht überstanden und gerade die von den Eindämmungsmaßnahmen der Pandemie stark betroffenen Wirtschaftsbereiche müssen in den kommenden Wochen und ggf. Monaten Durchhaltevermögen zeigen.
In den nächsten Wochen wird es zentral sein, die Entwicklung der Echtzeit-Daten von Indeed weiterzuverfolgen und diese zusammen mit den Erkenntnissen aus der monatlich erscheinenden amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu interpretieren.
Methodik
Um die aktuellen Corona-Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu untersuchen, vergleichen wir die Entwicklungen der Online-Stellenanzeigen auf Indeed seit Anfang Februar diesen Jahres mit den Entwicklungen des letzten Jahres im gleichen Zeitraum. Für jeden Tag wird ein gleitender Durchschnitt über 7 Tage berechnet. Dabei dient der 1. Februar als Basiswert (1. Februar = 100). Wenn wir von einer „%-Veränderung zur Vorjahresentwicklung” sprechen, berechnen wir die prozentuale Veränderung der Stellenzuwachsrate seit dem 1. Februar im Vergleich zum gleichen Datum des Vorjahres. Neue Stellenausschreibungen betrachten wir nach den gleichen Methoden. Neue Stellenausschreibungen definieren wir als solche Stellen, die seit 7 Tagen oder kürzer auf Indeed auffindbar sind.
Wir haben den 1. Februar als Basiswert definiert, da zu dieser Zeit das Coronavirus in Deutschland mit wenigen Ausnahmen noch nicht angekommen war. Erst in der Woche vom 24. Februar wurden zwei Fälle in Heinsberg bekannt, sodass wir die Entwicklungen vor der Coronavirus-Pandemie mit den Entwicklungen während der Coronavirus-Pandemie vergleichen können.
Informationen, die auf öffentlich zugänglichen Daten der Indeed Deutschland Website (und ggf. anderen genannten Ländern) basieren, sind keine Vorhersagen zukünftiger Ereignisse und umfassen sowohl bezahlte als auch unbezahlte Stellenausschreibungen.
Die Analyse zu Suchanfragen bezieht sich auf alle Suchanfragen auf de.indeed.com in der Zeit während der ersten beiden Wochen „Lockdown light“ vom 02.11. – 15.11.2020. Um die Veränderung über diesen Zeitraum zu untersuchen, vergleichen wir diesen Lockdown-Zeitraum mit den Suchanfragen Anfang Oktober vom 02.10. – 15.10.2020.