Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Mehr Arbeitskräfte gesucht: Die Arbeitskräftenachfrage grüner Unternehmen der Automobilbranche (mit Fokus auf Elektroantrieb) ist seit Frühjahr 2019 höher als die weniger grüner Unternehmen – um durchschnittlich 34 bis 50 Prozentpunkte.
  • Andere Berufsfelder gefragt: Grüne Unternehmen suchen mehr Arbeitskräfte in IT und Produktion und weniger in den Berufsfeldern Technik, Mechanik und Maschinenbau.
  • Neuer Recruiting- und Ausbildungsansatz erforderlich: kompetenzbasiert statt Fokus auf starre Berufsfelder.

Die grüne Transformation betrifft Deutschland als „Mutterland des Verbrenners“ in besonderem Maße – umso stärker sind hierzulande die Beharrungskräfte. Häufig wird befürchtet, dass die Umstellung auf die Produktion von Elektrofahrzeugen einen branchenweiten Stellenabbau zur Folge haben könnte. Befürchtete negative Beschäftigungseffekte werden als Argument benutzt, um weiterhin am Verbrennungsmotor festzuhalten und gesellschaftlich vereinbarte Klimaziele in Frage zu stellen.

Tatsächlich werden in der Elektroautoproduktion deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt. Andererseits ist klar, dass Verbrenner mittelfristig keine große Rolle mehr spielen werden. Ein zu langes Festhalten an der Verbrennerproduktion gefährdet also nicht nur die Klimaziele, sondern auch die langfristige Perspektive der Automobilindustrie am Standort Deutschland.

In unserer gemeinsamen Studie mit dem Ifo-Institut untersuchen wir, wie sich der Fokus auf Elektro- bzw. Verbrennungstechnologie auf die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen auswirkt. Dazu wurde die deutsche Automobilindustrie anhand ihrer Patentanmeldungen im Bereich Antriebstechnik in grüne Unternehmen und braune Unternehmen eingeteilt. Ein grünes Unternehmen hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil grüner Patente auf diesem Gebiet angemeldet. Parallel haben wir über 1,5 Millionen Online-Stellenanzeigen von 2.166 Unternehmen auf Indeed im Zeitraum von Januar 2018 bis April 2024 analysiert, um herauszufinden, ob und in welchem Maße sich die Arbeitskräftenachfrage unterschiedlich entwickelt.

Das Ergebnis: Die Arbeitskräftenachfrage grüner Firmen ist seit Frühjahr 2019 signifikant und durchgehend höher als die von weniger grünen Firmen – um durchschnittlich 34 bis 50 Prozentpunkte. Das deutet darauf hin, dass Unternehmen, die eine grüne Strategie verfolgen, eine wesentlich bessere Arbeitsmarktperformance aufweisen als weniger grüne Unternehmen. 

Abb. 1: Das Liniendiagramm zeigt die Arbeitskräftenachfrage von grünen und braunen Unternehmen. Ab Frühjahr 2019 divergieren die Kurven: Grüne Unternehmen verzeichnen eine durchgehend höhere Arbeitskräftenachfrage.
Abb. 2:  Das Liniendiagramm stellt die Differenz in der Trendabweichung zwischen grünen und braunen Unternehmen dar. Zu sehen ist eine seit Frühjahr steigende Kurve, die gegen Ende 2023 steil abfällt.
Abb. 1: Das Liniendiagramm zeigt die Arbeitskräftenachfrage von grünen und braunen Unternehmen. Ab Frühjahr 2019 divergieren die Kurven: Grüne Unternehmen verzeichnen eine durchgehend höhere Arbeitskräftenachfrage.
Abb. 2:  Das Liniendiagramm stellt die Differenz in der Trendabweichung zwischen grünen und braunen Unternehmen dar. Zu sehen ist eine seit Frühjahr steigende Kurve, die gegen Ende 2023 steil abfällt.

Darüber hinaus unterscheiden sich grüne und braune Unternehmen in den nachgefragten Berufszweigen: Grüne Unternehmen suchen mehr Arbeitskräfte im Bereich IT und Produktion und weniger in den Berufsfeldern Vertrieb, Technik und Mechanik, Maschinenbau und Logistik.

Fazit

Der Strukturwandel von der Verbrenner- zur Elektroautoproduktion wird Gewinner und Verlierer mit sich bringen. Es werden nicht unbedingt genau die Jobs geschaffen, die woanders verloren gehen. Deshalb braucht es einen neuen Ansatz sowohl in der Personalentwicklung als auch im Recruiting: kompetenzbasiert und mit weniger Fokus auf feste Berufsfelder. Vielmehr sollte es darum gehen zu überlegen, wo man die Menschen einsetzen kann, die mit dem Ende der Verbrennertechnologie ihren Job verlieren. Angesichts des Fachkräftemangels ist es sinnvoll, diese Menschen durch Re- und Upskilling für den Arbeitsmarkt zu erhalten.    Weiterführende Informationen finden Sie in der deutschen Version der Studie beim Ifo-Schnelldienst sowie im wissenschaftlichen Working Paper (Englisch).